Wesentliche technische aspekte

Versorgung nach der Geburt und die Verabreichung von Kolostrum

Ziele

Die Versorgung nach der Geburt und die Verabreichung von Kolostrum sind für den Erfolg der Aufzucht von Schaf- und Ziegenlämmern von entscheidender Bedeutung: Mehr als die Hälfte der Sterblichkeit geht auf die ersten beiden Lebenstage zurück.

Empfehlungen

Damit das Kolostrum seine lebenswichtige Funktion erfüllen kann, muss der junge Wiederkäuer eine 10 % seines Lebendgewichts entsprechende Menge trinken. Für ein Tier mit einem Gewicht von 3 kg empfehlen wir daher:

  • 150 ml innerhalb der ersten beiden Stunden nach der Geburt
  • 150 ml sechs Stunden später.

Das Kolostrum ist aufgrund seines hohen Fettgehalts ein wichtiger Energielieferant und darüber hinaus unverzichtbar für den Immunschutz des neugeborenen Tiers.

Das Sterblichkeitsrisiko junger Wiederkäuer, die in den ersten 48 Stunden ihres Lebens eine nicht ausreichende Menge an Kolostrum zu sich genommen haben, erhöht sich in den ersten 5 Lebenswochen um das 2,3-fache.

Die Qualität des Kolostrums unterliegt einer ständigen Kontrolle. Für das neugeborene Tier wird ein Verbrauch zwischen 12 und 24 Gramm IgG angestrebt. In diesem Zusammenhang verwenden wir ausschließlich Kolostrum mit einem Gehalt von 50 g IgG/l. Zur Kontrolle wird ein schneller und aufschlussreicher Test mit dem Refraktometer durchgeführt.

Um jede Infektion zu vermeiden, müssen nach der Geburt auch die Nabelschnur und die Ohrmarken desinfiziert werden.

Wissenswertes

Kolostrum ist die unentbehrliche Erstnahrung. Die im Kolostrum enthaltenen Antikörper bilden das erste Mittel der Immunabwehr des jungen Wiederkäuers (Schutz vor in der Umwelt vorhandenen Bakterien und Viren).

Wachstum und Absetzen

Ziele

Ein optimales Wachstum während der Milchphase ist ausschlaggebend für das spätere Leben der künftigen Milchziegen oder -schafe (Langlebigkeit, Milchproduktion usw.).

Für das Tier ist es eine entscheidende Phase seines Lebens.

Empfehlungen

Nach einer dreitägigen Vollmilchfütterung können die jungen Wiederkäuer ab dem vierten Tag auf eine Ernährung auf der Basis von Milchpulver umgestellt werden.

Die zur Zucht bestimmten weiblichen Schaf- und Ziegenlämmer werden unter den folgenden Bedingungen abgesetzt:

Ziegenlämmer:

  • Absetzen nach 8 Wochen
  • Lebendgewicht von mindestens 16 kg
  • Verfütterung von 200 g Kraftfutter pro Tag und Tier

Schaflämmer:

  • Absetzen nach 35 bis 45 Tagen
  • Geburtsgewicht x 3
  • Lebendgewicht von 12 bis 14 kg (etwa das dreifache Geburtsgewicht)
  • Verfütterung von 250 g Kraftfutter pro Tag und Tier

Um dieses Ziel zu erreichen, benötigen die Tiere vom Beginn der dritten Lebenswoche an unbedingt einen freien Zugang zu Wasser, Kraft- und sonstigem Futter. Dies ist der Schlüssel zu einer guten Entwicklung des Pansens und einem stressfreien Absetzen.

Wissenswertes

Für das Absetzen eines weiblichen Ziegenlamms sind 18 bis 20 kg Milchaustauscher und für ein männliches oder weibliches Schaflamm 10 bis 14 kg zu veranschlagen.

Die Milchfütterung von Lämmern

Ziele

Milchfutter ist für das Wachstum von Lamm und Zicklein unerlässlich. Milchaustauscher werden als Ersatz (oder Ergänzung) einer Fütterung mit Vollmilch verwendet. Der Milchaustauscher ist auf den Ernährungsbedarf von jungen Lämmern und Zicklein abgestimmt und enthält neben den notwendigen Mengen an Proteinen und Fetten alle Nährstoffe und Mineralien, die für ein optimales Wachstum benötigt werden.

Empfehlungen

Halten Sie die Fütterungspläne ein und achten Sie auf die Einstellungen des Futterautomaten (wöchentliche Kalibrierung des Geräts).

Kontrollieren Sie die Temperaturen für die Zubereitung (50 °C) und Futterausgabe (42 °C).

Die Nuckel und Geräte für die Milchfütterung müssen regelmäßig gereinigt und desinfiziert werden.

Wissenswertes

Bei der Geburt eines Schaf- oder Ziegenlamms sorgt der Labmagen für die Verdauung der Milchnahrung. Dabei entspricht der Verdauungsapparat des Tieres dem eines Monogastriers. Die Milchnahrung wird im Labmagen verdaut.

Je nach Art der Tierhaltung können unterschiedliche Fütterungssysteme zum Einsatz kommen:

  • Mit der Flasche
    • Eine kostengünstige Methode, die jedoch mit einem hohen Arbeitsaufwand verbunden ist (Zubereitung, Fütterung und Reinigung der einzelnen Einheiten). Für kleine Bestände geeignet.
    • Flaschenmilch hat nur eine geringe Akzeptanz, das Wachstum des Tieres fällt geringer aus und es besteht ein höheres Risiko für Verdauungsstörungen.
  • Mit dem Nuckeleimer
    • Ebenfalls kostengünstig, dabei jedoch weniger arbeitsaufwändig. Es ist jedoch zu beachten, dass der Eimer herunterfallen kann, wenn er auf einen Hocker gestellt wird.
    • Er wird besser angenommen und die Gefahr von Verdauungsstörungen ist geringer.
  • Mit dem Milchfutterautomaten
    • Eine teurere Lösung, die jedoch mit einem nur geringen Arbeitsaufwand verbunden ist.
    • Das Wachstum der Tiere wird optimiert, sie verbrauchen oft kleinere Milchdosen (die Ausgabe erfolgt auf Verlangen des Tieres).

Feste Nahrung und Tränke

Ziele

Der Pansen des jungen Lamms und des Zickleins ist bei der Geburt nicht funktionsfähig und muss zunächst feste Nahrung zu sich nehmen, um seine Fähigkeit des Wiederkäuens zu entwickeln.

Empfehlungen

Geben Sie dem Tier soviel frisches und sauberes Wasser, wie es möchte.

Zugang zu fester Nahrung in Form von Futter wie Stroh und/oder Heu, Kraftfutter ab der 2. Woche. Verwenden Sie vorzugsweise Stroh mit langen Halmen, um das Wiederkäuen zu stimulieren. Stroh hat den Vorteil eines zwar geringen aber konstanten Nährwertes. Anders ist dies bei Heu, das einen zu hohen und im Laufe der Zeit unterschiedlichen Energiegehalt haben kann.

Zum Schutz des Verdauungstrakts können Sie auch Tonerde zum beliebigen Verzehr bereitstellen.

Wissenswertes

Der Futterverzehr fördert die Entwicklung der Pansenflora und so auch die Aufnahme des Wiederkäuens. So wird das Pansenvolumen und damit die spätere Produktivität des Schafs oder der Ziege gefördert.

Gesundheit und Haltung

Ziele

Bei der Geburt kann die Umwelt für das Schaf- oder Ziegenlamm mit Risiken verbunden sein (Unterkühlung und/oder Infektionsrisiko). Für das Wachstum des Tieres muss daher eine optimale Umgebung gewährleistet sein.

Empfehlungen

Wenn die Tiere in Gruppen gleichen Alters (mit einem Altersunterschied von maximal 15 Tagen) untergebracht werden, wird die Übertragung riskanter Krankheitserreger zwischen Tieren unterschiedlichen Alters vermieden.

Es sollte für einen komfortablen Platz und eine für Lämmer geeignete Gebäudeatmosphäre gesorgt werden. Es müssen genügend Platz (mindestens 0,25 m² pro Tier), eine Beleuchtung und Belüftung, ein Dach und eine Drainage vorgesehen werden. Für sehr junge Lämmer, die weniger als eine Woche alt sind, wird eine Komforttemperatur von 18 bis 20 °C empfohlen.

Zur Begrenzung der Entwicklung von Krankheitserregern muss mindestens einmal täglich frisches Stroh verteilt werden. Um die Reinigung zu erleichtern und das Risiko von Feuchtigkeit gering zu halten, kann unter dem Fütterungsbereich ein Gitterboden vorgesehen werden.

Zwischen zwei Tiergruppen muss die Unterkunft gut gereinigt und desinfiziert werden.

Wissenswertes

Die Geburt ist ein kritischer Zeitpunkt, da das Jungtier bei einem nur geringen Gewicht eine große Körperoberfläche hat. Da es schnell an Wärme verliert, besteht die Gefahr einer Unterkühlung. Es ist wichtig, dass das Lamm schnell Kolostrum verzehrt und in einer temperierten Umgebung untergebracht wird.

Das Gesundheitsrisiko kann durch trockene Einstreu gemindert werden.